Haftzettel als Lernhilfe – 20 Tipps, wie du damit eine neue Sprache lernst

Wenn du niemals Haftzettel benutzt hast, um eine Sprache zu lernen, wird dieser Artikel dein Leben verändern.
Lernen mit Haftzettel

Haftzettel, Klebezettel, Post-its … bevor ich in die Herrlichkeit der klebrigen Zettelchen eintauche, lass mich dir ein bisschen Kontext geben. Ich hatte mich dazu entschieden, fließend Russisch zu lernen – in nur 18 Monaten. Das war eine Notwendigkeit, weil ich in die Tiefen Sibiriens eintauchen und dort niemand Englisch oder Französisch sprechen würde (die einzigen Sprachen, die ich sonst kann). Um diese Herausforderung zu bewältigen, musste ich auf meine Erfahrungen im Sprachenlernen zurückgreifen und zum ersten Mal drei Methoden miteinander kombinieren:

  • Ich habe Russisch am Cours Municipaux d’adultes in meiner Heimatstadt Paris belegt (um einen Lehrer und Menschen, mit denen ich sprechen kann, zu haben).
  • Ich habe Russisch mit Babbel geübt (um die russische Rechtschreibung, Grammatik und Konjugation zur selbstverständlichen Gewohnheit zu machen).
  • Außerdem habe ich mit der Haftzettel-Methode gelernt, um das Vokabular zu festigen – oder besser gesagt festzukleben? – also die von Muttersprachlern meistgenutzten 3000 Wörter. Das erlaubt Lernenden, 80 Prozent von dem, was sie in einer Fremdsprache hören oder lesen zu verstehen.

Was ist also die Haftzettel-Methode? Sie ist eine der einfachsten und effektivsten Arten, sich schnell eine große Anzahl an Wörtern einzuprägen. Das Prinzip ist einfach: Schreib Wörter auf Post-its und kleb sie überall dahin, wo du oft hinguckst – in deinem Büro, auf dem Klo oder neben deiner Kaffeemaschine. Hier sind also die 20 Tipps, um dir das Lernen einer neuen Sprache zu erleichtern (und obwohl ich mir Russisch ausgesucht habe, können diese Tricks für jede Sprache benutzt werden).

 

20 Tipps, um Haftzettel als Lernhilfe zu benutzen

Der erste Monat

1. Wenn du 80 Prozent deiner neuen Sprache verstehen willst, wirst du 3000 neue Wörter lernen müssen. In meinem Fall hieß das, sechs Wörter pro Tag zu lernen. Aber du kannst flexibel sein: Mit zehn Wörtern pro Tag wirst du nur zehn Monate brauchen, um das nötige Vokabular aufzubauen. Wenn dich 3000 Wörter einschüchtern, dann fang mit nur 500 oder 600 an. Das ist die Zahl an Wörtern, die jeden Tag von den meisten Menschen verwendet wird.

2. Mach dir einen wöchentlichen Lehrplan für die ersten beiden Monate. Das bedeutet, die Zahl an neuen Haftzetteln für jede Woche festzulegen. Denk daran, dass eine Nummer ein Wort ist. Oдин, Два, Tри („eins“, „zwei“, „drei“) – das sind schon drei Wörter.

3. Fang in der ersten Woche damit an, einen Haftzettel an all die Dinge zu kleben, die du in deiner Wohnung hast. Schreib das neue Wort ohne die Übersetzung. Wenn du das neue Wort für jeden Gegenstand sagst, wenn du ihn siehst, wirst du dieses tägliche Vokabular schnell absorbieren (und im Fall von Russisch wirst du bemerken, dass du das kyrillische Alphabet schneller und schneller ohne Aufwand entschlüsseln kannst).

4. Um Verben einfach zu lernen, kleb Haftzettel an die Tür in deiner Dusche – außen natürlich! Schreib das Fremdwort auf die Seite, die zur Dusche zeigt und die Übersetzung auf die andere Seite. Sage die Wörter laut und übersetze sie in deinem Kopf, während du dein Shampoo einmassierst. Während du dich abtrocknest und dir die Zähne putzt, kannst du dasselbe auf der anderen Seite machen.

5. Wenn du nur einen Duschvorhang oder eine ванна („Badewanne“) hast … dann hast du hier leider Pech gehabt.

6. Kleb Haftzettel über dein Bett und lies sie ein paar Mal laut, bevor du das Licht ausmachst. Du erinnerst dich am besten an die Dinge, die du hörst, bevor du einschläfst.

 

Klebezettel

Der zweite Monat

7. Ordne jedem Zimmer in deinem Haus ein bestimmtes Thema an Vokabeln zu und fülle es mit diesen Klebezetteln. Wenn ich zum Beispiel eine Zahl oder eine Farbe auf Russisch sagen möchte, dann habe ich sofort mein Wohnzimmer vor Augen.

8. Haftzettel werden oft für To-do-Listen benutzt. Wenn du solche sowieso schreibst, mach es in der Sprache, die du lernst!

9. Schreib deinen Einkaufszettel in deiner neuen Sprache auf einen Klebezettel. Warte nicht bis kurz vor dem Einkaufen, denn dann wirst du dir die Mühe nicht machen! Diese Technik ist eine todsichere Methode, um neue Vokabeln zu behalten: Es ist mir ein paar Mal passiert, dass ich im Supermarkt war und einige Wörter vergessen hatte, aber ich habe mich im Kontext doch an einige besonders schwere Wörter wie die verdammte баклажан ( „Aubergine“) erinnert!

10. Zurück zu den Wurzeln: Wenn du ein Vokabelheft verwendest oder dir die Wörter aufschreibst, die du mit Babbel lernst, kannst du einen Haftzettel verwenden, um die Wörter abzudecken. Ziemlich nützlich, oder?

11. Du kannst dir sogar fertige Klebezettel für Englisch, Französisch, Deutsch oder Italienisch kaufen. Sie sind nicht immer billig, aber wenn jemand Geld damit verdient, dann ist das immerhin ein Zeichen dafür, dass die Methode funktioniert!

12. Um motiviert zu bleiben, deine neue Sprache zu lernen, benutze die Kanban-Methode: Male drei Spalten an eine Wand: noch zu lernen, lerne ich gerade und schon gelernt. In die erste Spalte hängst du all deine Haftzettel für die kommende Woche. In die Mitte klebst du die Wörter, an die du dich nur schwer erinnern kannst. In die letzte Spalte klebst du alle Zettel, bei denen du das Gefühl hast, dass du sie wirklich gelernt hast. Was ist zufriedenstellender als hunderte von Haftzetteln zu sehen, die sich Woche für Woche ansammeln und dir konstant deinen Fortschritt vor Augen halten?

 

Die folgenden Monate

13. Wusstest du, dass es deinem Erinnerungsvermögen hilft zu gehen, während du lernst? Das kommt daher, dass du so beide Hälften deines Gehirns gleichzeitig benutzt. Wenn du also eine freie Minute hast, laufe von Haftzettel zu Haftzettel, um ein paar Wörter zu lernen.

14. Die Haftzettel-Methode erlaubt dir, dein visuelles Gedächtnis zu trainieren und spezielle Wörter mit Plätzen in deinem Zuhause zu assoziieren. Dein Gedächtnis funktioniert am besten mit Assoziation und dein Gehirn wird den Pfad zu einem Wort einfacher finden, wenn du es zum richtigen Raum führst.

15. Sicherlich hast du Wanddekoration wie beispielsweise eine Zeichnung, ein Foto, ein Gemälde oder eine Postkarte. Kleb Post-its mit neuen Vokabeln, aber auch schwer zu lernenden Vokabeln darum herum. Versuche dann, das Bild mit den Vokabeln auf den Klebezetteln zu beschreiben. Du reproduzierst so bereits Gelerntes und übst außerdem, wie du die auf den Haftzetteln notierten Vokabeln auch in neuen Kontexten gebrauchen kannst.

16. Fremdsprachenunterricht beinhaltet oft Spiele mit Klebezetteln. Hast du jemals „Wer bin ich?“ gespielt? Bei diesem Spiel hat jeder Spieler einen Zettel mit einem Namen auf der Stirn und muss mithilfe von Ja-/Nein-Fragen erraten, wer er oder sie ist. Wenn du eine Sprache mit anderen lernst, dann versuch es einmal!

17. Nimm all die Notizen, die du in der letzten Woche in dein Haus geklebt hast. Wenn du es noch nicht vorher gemacht hast, dann schreib jetzt die Übersetzung auf die Rückseite, kleb sie zusammen und nimm sie mit, um sie im Bus oder während der Mittagspause zu wiederholen. So frischst du dein Gedächtnis auf und vergisst nicht die Wörter, die du gerade gelernt hast.

18. Wenn du genug Wörter kennst, dann schreib dir Phrasen und Sätze, die du mit der Babbel-App gelernt hast, auf die Klebezettel. Du kannst auch Zitate, Liedtexte oder sogar Poesie aufschreiben. Individuelle Wörter in einen Kontext zu bringen, wird dir helfen, dich an sie zu erinnern, wenn du sie das erste mal in Gesprächen benutzt.

19. Nachdem du etwas Übung bekommen hast, kannst du die Phrasen verstecken und versuchen, sie laut zu wiederholen. Als Gedankenstütze kannst du dahin schauen, wo der Haftzettel hing. Das wird dir nicht nur helfen, die Syntax deiner neuen Sprache zu verstehen, sondern du wirst sicher auch Leute beeindrucken, wenn du Gogol zitierst! Wenn du in der Lage bist, einen Satz wie Ча́сто сквозь ви́димый ми́ру смех лью́тся неви́димые ми́ру слёзы („Oft fließen durch Lachen, das für die Welt sichtbar ist, Tränen, die für die Welt unsichtbar sind“) zu verstehen und zu sagen, hast du ernsthafte Fortschritte gemacht!

20. Benutze verschiedene Farben für Verben, Nomen und Adjektive. Oder wenn du eine Sprache mit verschiedenen grammatischen Geschlechtern lernst, gib diesen Geschlechtern verschiedene Farben und schreib die Wörter in ihrer jeweiligen Farbe.

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