Wie schwer ist Sprachenlernen wirklich?

Wir geben eine ehrliche Antwort auf die Frage, die du dir sicher stellst – egal, ob du eine neue Sprache lernst oder eine alte auffrischst.
wie schwer sprachen lernen

Du kennst es bestimmt: Viele Stunden hast du damit zugebracht, Vokabeln zu lernen – doch im entscheidenden Moment fällt dir das Wort einfach nicht ein? Und wenn du Muttersprachlern zuhörst, verstehst du auf einmal gar nichts mehr?

Mach dir keine Sorgen, das ist normal! Wir bei Babbel wissen: Sprachenlernen macht Spaß, kann aber auch harte Arbeit sein! Doch woran liegt es, dass wir manchmal so viel Mühe damit haben, eine neue Sprache zu lernen? Als Kinder haben wir es doch auch geschafft, uns unsere Muttersprache spielend anzueignen.

Die Antwort ist einfach: Jede Sprache ist einzigartig und besitzt Besonderheiten, die sie von anderen Sprachen unterscheidet. Diese richtig einzuordnen ist daher für unser Gehirn bei jeder neuen Sprache eine Herausforderung.

Andere Schriftzeichen

Arabisch, Mandarin, Hindi – einige der meistgesprochenen Sprachen der Welt verwenden ein anderes als das lateinische Alphabet. Das kann auf den ersten Blick abschreckend sein, denn wenn du eine dieser Sprachen lernen möchtest, musst du dich auch mit den Schriftzeichen auseinandersetzen. So solltest du dich mit den kyrillischen Schriftzeichen vertraut machen, bevor du deine ersten Worte auf Russisch lernen kannst. Das lohnt sich, denn es eröffnet dir den Blick auf völlig neue Welten: Auch zahlreiche andere osteuropäische und zentralasiatische Sprachen wie Serbisch, Weißrussisch oder Mongolisch benutzen das kyrillische Alphabet.

Komplizierte Aussprache

Du kennst bestimmt Menschen, die Deutsch fließend und fehlerfrei sprechen, deren Akzent aber verrät, dass Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Warum ist es so schwer, die Aussprache einer anderen Sprache perfekt zu meistern?

Die Antwort liegt in der Biologie: Babys sind theoretisch in der Lage, eine Vielzahl an Lauten zu bilden. Jene, die wir als Kinder ständig hören, weil sie in unserer Muttersprache vorkommen, üben wir besonders gut und lernen auch, sie von ähnlichen Lauten zu unterscheiden. Auf der anderen Seite vergisst unser Gehirn die Fähigkeit, Laute zu bilden, die es nicht regelmäßig hört.

Wenn man eine neue Sprache im Erwachsenenalter erlernt, hat man oft Probleme, eine gute Aussprache zu erreichen, weil unser Sprechapparat erst einmal lernen muss, neue Laute zu formen.

Für Muttersprachler von Polnisch ist die Aussprache von Wörtern wie Cześć („Hallo“) und pięćdziesiąt („fünfzig“) daher spielend leicht, für Lernende stellt sie jedoch eine große Herausforderung dar. Für Deutschlernende wiederum ist der Unterschied zwischen Umlauten (ä, ö, ü) und den entsprechenden Vokalen (a, o, u) schwer zu hören, während es für Muttersprachler ein Leichtes ist, zwischen schon und schön zu unterscheiden.

Hier hilft nur eines: Üben, üben, üben (am besten auch gezielt mit Ausspracheübungen) – und zu akzeptieren, dass ein Akzent überhaupt nicht schlimm ist; sondern im Gegenteil von Muttersprachlern als sympathisch empfunden wird!

Vorsicht vor Falschen Freunden

In vielen Sprachen begegnen dir sogenannte Falsche Freunde – Wörter, die ähnlich aussehen oder klingen wie im Deutschen, aber etwas ganz anderes bedeuten. Daraus können schnell Missverständnisse entstehen.

Das Gute an Falschen Freunden ist: Hast du sie einmal falsch verwendet, wirst du dir den Unterschied sicher in Zukunft merken können!

Wenn du etwa in Italien einen té caldo bestellst, pass auf, dass du dir nicht die Zunge am Tee verbrennst! Caldo heißt nicht etwa „kalt“, sondern bedeutet „warm“. Wenn du einen kalten Tee möchtest, musst du té freddo verlangen.

Noch verwirrender ist das englische Wort gift. Erschrick nicht, wenn es dir jemand anbietet – er will dich nicht vergiften, sondern dir nur ein Geschenk überreichen! Verwirrend, oder? 

Auch das noch: Grammatik

Etwas, das viele Sprachenlernende besonders fürchten, ist Grammatik. Im Französischen gibt es etwa den subjonctif – eine Verbform, für die es keine Entsprechung im Deutschen gibt. Schau dir nur diese beiden Sätze auf Deutsch an:

  • Ich denke, dass er kommt.
  • Ich denke nicht, dass er kommt.

Was fällt dir auf? Genau, nichts. Der Nebensatz ist immer gleich, egal ob der Hauptsatz bejaht oder verneint ist. Auf Französisch hingegen macht dies einen großen Unterschied:

  • Je crois qu’il vient.
  • Je ne crois pas qu’il vienne.

Hier müssen unterschiedliche Verbformen benutzt werden.

Irgendwann sind dir auch die schwierigsten Regeln in Fleisch und Blut übergegangen, sodass du gar nicht mehr über sie nachdenken musst.

Auch wenn es dir oft nicht spannend erscheint, Grammatikregeln zu lernen, mach dir eines bewusst: Wenn du korrekt und fließend sprechen willst, geht es nicht ohne Grammatik! Die gute Nachricht: Das muss nicht langweilig sein und kann sogar richtig Spaß machen, wenn du merkst, wie du dich von Woche zu Woche verbesserst.

Redewendungen in einer anderen Sprache

Redewendungen in einer Lernsprache können dich beim ersten Mal sehr verwirren, weil du zwar die einzelnen Wörter verstehst, aber die Bedeutung im Zusammenhang nicht erkennst. Weißt du etwa, was ein Englisch-Muttersprachler meint, wenn er dich auffordert: Don’t beat around the bush? Es geht nicht darum, jemanden zu schlagen, und hat auch nichts mit einem Busch zu tun – vielmehr will er ausdrücken, dass du nicht um den heißen Brei herumreden sollst.

Wie kann man sich Redewendungen dann überhaupt merken? Sie sich bildlich vorzustellen, ist oft der beste Tipp!

Andersherum kannst du auch deutsche Redewendungen nicht einfach übersetzen, denn die wenigsten haben eine wortwörtliche Entsprechung in anderen Sprachen: Während wir im Deutschen „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, sagen Englisch-Muttersprachler to kill two birds with one stone

Dialekte und andere Sprachvarianten

Eine weitere Herausforderung: Viele Sprachen verfügen – wie das Deutsche – über verschiedene Dialekte und nutzen damit unterschiedliche Wörter für das Gleiche. Spanisch mit mehr als 400 Millionen Muttersprachlern weltweit ist besonders bekannt für seine Vielfalt im Wortschatz. Beispielsweise heißt „Kugelschreiber“ im europäischen Spanisch el bolígrafo, in Mexiko sagt man dazu eher la pluma, in Kolumbien el esfero und in Peru, Bolivien und Costa Rica ist el lapicero die bevorzugte Variante. Und das ist nur ein Beispiel unter hunderten von Wörtern, die sich zwischen den spanischsprachigen Ländern unterscheiden. Das kann zu Anfang verwirrend für dich sein, aber mach dir klar: Muttersprachler werden dich meistens trotzdem verstehen, auch wenn du nicht das landestypische Wort benutzt.

Und was nun: Wie fängst du mit dem Sprachenlernen an?

Du siehst, es gibt eine ganze Menge an Dingen, die das Sprachenlernen schwierig machen – aber gleichzeitig auch super spannend, oder? Unsere Tipps, wie du Frustration beim Lernen vermeiden kannst:

  1. Mach dir deine Motivation bewusst! Überlege dir, warum du eine Sprache lernst und passe dein Lernen an deine Interessen an. Wenn du Englisch für den Kurzurlaub in London auffrischen willst, musst du keinen Business English-Kurs absolvieren – aber wenn du deine Lieblingsfilme auf Englisch schaust, lernst du schon viel.
  2. Hab keine zu hohen Erwartungen! Eine Sprache gut und fließend zu sprechen erfordert Zeit, Energie und Motivation. Für den Anfang hilft es, dir kleine realistische Ziele zu setzen (beispielsweise im Urlaub ein Getränk bestellen). Durch ein schnelles Erfolgserlebnis wirst du motivierter sein weiterzulernen.
  3. Geh es entspannt an und übe lieber wenig, aber regelmäßig. 20 Minuten pro Tag sind besser als zwei Stunden am Stück pro Woche. Und das lässt sich doch auch in einen stressigen Alltag integrieren, oder?

 

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