Farben auf Englisch, von denen du vermutlich noch nie gehört hast

Du glaubst, alle Farben im Englischen zu kennen? Wir haben da so unsere Zweifel…
Ein Zauberwürfel zum Thema Farben auf Englisch

Viele Farben auf Englisch kennst du bestimmt, aber kannst du auch zwischen den Farbtönen „baby blue” und „baby blue eyes” unterscheiden? Heute schauen wir uns an, welche großteils unbekannten Nuancen es in der Farbpalette des Englischen gibt.

Ein bisschen Geschichte

Eine der ältesten Farben in der englischen Sprache ist bole, das aus dem 14. Jahrhundert stammt und sich von einer bestimmten armenischen Tonart ableitet (bevor sie sich in verschiedenen Teilen der Welt verbreitete, wurde dieser dunkelrote Farbton auch als Armenian bole bezeichnet).

Auch das Egyptian blue und das Tyran purple entstanden – aus naheliegenden Gründen – vor sehr langer Zeit. Der Name des berühmten phönizischen Purpurs, der aus bestimmten Schnecken gewonnen wurde, leitet sich von der Stadt Tyrus (engl. Tyre) ab, die auf dem Gebiet des heutigen Libanon liegt und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Das Han blue und Han purple sind dem Egyptian blue sehr ähnlich. Beide Farben sind höchstwahrscheinlich in der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) von den taoistischen Alchemisten entwickelt worden, die große Meister der Glaskunst waren und die Pigmente später über die Seidenstraße in die Welt brachten.

Auch das Lincoln green hat einen sehr alten Ursprung. Dabei hat der Farbton nichts mit dem US-amerikanischen Präsidenten Lincoln zu tun. Vielmehr kommt der Name von der englischen Stadt Lincoln, in der im Mittelalter Bekleidung aus Wolle gefertigt wurde, die in diesem flaschengrünen Ton gefärbt war.

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Farben auf Englisch 2.0

Zurück zur Gegenwart: 2019 hat Google die Farbe seines kleinen Android-Roboters als Android green definiert, während schon ein paar Jahre vorher die Begriffe Samsung blue, Twitter blue und Nintendo red aufgetaucht waren. Das multinationale Unternehmen, das sich in dieser Hinsicht wohl am meisten ausgetobt hat, war Microsoft, dessen Logo aus ganzen vier Quadraten in den Farben Microsoft red, Microsoft green, Microsoft yellow und Microsoft blue besteht, wobei letzteres nicht mit dem dunkleren Microsoft Edge blue zu verwechseln ist.

Der Farbton amazon dagegen hat rein gar nichts mit diesen globalen Giganten des neuen Jahrtausends zu tun. Vielmehr ist es ein Grün, das an jungle green, forest green und hunter green erinnert (übrigens, Jeff Bezos: Wie wär es mit einem Amazon Prime-Blauton?)

Hunter green (auf Deutsch „Jägergrün”) gilt zwar als die Tarnfarbe schlechthin, aber es gibt noch andere: Im Zweiten Weltkrieg entschied Admiral Lord Mountbatten beispielsweise, dass Mountbatten pink (ähnlich unserem Altrosa und dem englischen antique pink) die Tarnfarbe der britischen Marine werden sollte.

Ein durchaus vieldiskutiertes Thema in der Welt der Farben ist Baker-Miller pink oder Schauss pink. Ende der 60er Jahre ließ Doktor Alexander G. Schauss die Zellen in einem Gefängnis in Seattle in diesem zarten Rosa streichen und stellte fest, dass das aggressive Verhalten mancher Insassen abnahm. Worauf hin er entschied, den Farbton nach den Namen der Gefängnisdirektoren zu benennen: Baker und Miller.

Fahrt ins Blaue

Welches Blau in der englischen Sprache das „wahre“ Blau ist, entschied die University of California in Los Angeles, die den Ausdruck true blue prägte, der wiederum die Trikots ihrer Athletinnen und Athleten bezeichnet. Aber auch andere Blautöne stammen aus dem Universitätsumfeld, darunter das sehr dunkle Oxford blue, das sehr helle (fast schon grüne) Cambridge blue, das Columbia blue (der Columbia University) und das Carolina blue (der University of North Carolina). Aus North Carolina kommt auch das Duke blue, das nichts mit irgendwelchen Adeligen zu tun hat, sondern die Farbe der nach dem Unternehmer James Buchanan Duke benannten Duke University ist.

In der großen Farbpalette des Englischen unterscheiden wir außerdem zwischen baby blue und baby blue eyes (zwei unterschiedliche Farbtöne!) oder baby pink und baby powder (ein pudriges „Talkum“-Weiß).

Vielen Dank für die Blumen

Viele Farben im Englischen verdanken ihren Namen der magischen Welt der Blumen und Pflanzen – so ist das übrigens auch im Deutschen der Fall. Hier ein paar Beispiele: tulip (ein tulpenartiges Rosa, das unserem Lachsrosa ähnlich ist; das gibt es im Englischen übrigens auch und heißt dort einfach salmon pink), orchid („Orchidee”), wisteria („Glyzine” oder „Blauregen”) und golden poppy (der Name bezieht sich allerdings auf den kalifornischen Mohn und damit auf ein Goldgelb und nicht auf Rot). Ein weiterer false friend in der Farbwelt ist das Saint Patrick‘s blue, das nichts mit dem Grün der grünen Insel zu tun hat, sondern auf den (irischen) Ritterorden des Heiligen Patrick aus dem 18. Jahrhundert zurückgeht.

Dann gibt es da noch ein Hellgrün, das an die Knospen im Frühling erinnert und darum Namen hat wie spring green, bud green, May green oder June bud (oder mint green, also Minzgrün) – du hast die Qual der Wahl!

Damit ist die botanisch inspirierte Liste aber längst nicht erschöpft. Wir hätten da noch cherry blossom pink („Kirschblütenrosa”), carnation pink („Nelkenrosa”), cornflower blue („Kornblumenblau”), moss green („Moosgrün”) und eucalyptus (selbsterklärend, oder?).

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Gruß aus der Küche

Im Englischen gibt es eine wunderbare Auswahl an Farbtönen, bei denen uns das Wasser im Mund zusammenläuft: tomato sauce („Tomatensoße”), sage („Salbei”), roast coffee („gerösteter Kaffee”), chestnut („Kastanie”), asparagus („Spargel”), watermelon („Wassermelone”), ripe mango („reife Mango”) und cotton candy („Zuckerwatte”). Ganz zu schweigen von red cola, dem Coca-Cola-Rot, das es in der englischen Sprache schon lange gibt und das wir in Deutschland neben den Coca-Cola-Dosen vor allem durch den Weihnachtsmann des Erfrischungsgetränkeherstellers kennen.

Tierisch tolle Farben auf Englisch

Andere Farben auf Englisch sind wiederum von der Tierwelt inspiriert. Darunter zum Beispiel turtle green („Schildkrötengrün“, das unserem Erbsengrün ziemlich ähnlich sieht), zwei Brauntöne namens lion („Löwe”) und fawn („Rehkitz”) und robin egg blue, ein Blau, das Ende des 19. Jahrhunderts von Naturforschenden so genannt wurde, weil es der Farbe der Eier des amerikanischen Rotkehlchens bzw. der Wanderdrossel so ähnelt (du solltest diese Eier unbedingt mal googeln, sie sind wunderschön 😍). Der Farbton sieht fast aus wie Tiffany blue.

Neben dem leicht abzuleitenden canary yellow gibt es im Englischen auch noch den Farbton icterine, der auf das griechische Wort ikteros zurückgeht, das früher Gelbsucht bezeichnete, heute aber vor allem das gelbliche Gefieder mancher Vögel beschreibt.

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Farben auf Englisch – Urban Edition

Unter den Farben auf Englisch gibt es ganz besonders poetische Schätze, zum Beispiel den Weißton seashell („Muschel”), die Beigetöne desert und desert sand („Wüste” und „Wüstensand”), den Orangeton sunset („Sonnenuntergang”) und das sea foam green („Gischtgrün”). Du hast wahrscheinlich gleich die passende Szenerie vor Augen, oder?

Wir müssen dich aber auch gleich schon wieder vom romantischen Sonnenuntergang am Meer in den Stadtverkehr entführen: Hier gibt es beispielsweise das school bus yellow, das seinen Namen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den USA und in Kanada bekam. Der Farbton selective yellow hat sich in letzter Zeit in Nordamerika und Europa verbreitet und beschreibt das Licht, das unsere Autos und die Straßenbeleuchtung emittieren.

Verdigris (aus dem Mittelenglischen vertegrez) lässt sich am besten als „Grünspan“ ins Deutsche übersetzen. Dabei handelt es sich um die Patina, die sich auf Kupferoberflächen bildet, die Luft und Wasser ausgesetzt sind. Ein ganz berühmtes Beispiel für diese Farbe ist die Freiheitsstatue in New York.

Weil sie so ausgefallen oder ganz besonders malerisch sind, möchten wir dir aber auch noch die Farbbezeichnungen shampoo (ein Rosaton), soap (ein Lilaton), parchment („Pergament”), frostbite („Frostbeule”), fire engine red („Feuerwehrautorot”), minion yellow (wer kennt sie nicht, die lustigen gelben Kerlchen?) und midnight blue ans Herz legen.

Tada, jetzt kennst du wirklich fast alle Farben auf Englisch!

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Valeria Visciglia
Valeria Visciglia ist eine in Turin geborene Studentin und ehemalige Tänzerin. Nachdem sie ihr erstes Diplom mit einer Abschlussarbeit über das polyglotte Gehirn erlangt hat, schrieb sie sich an der Fakultät für Mediationslinguistik ein. Sie liebt es zu schreiben, Konzerte zu besuchen, mit Katzen zu kuscheln, zu reisen und versucht noch herauszufinden, welche ihre Lieblingssprache ist.
Valeria Visciglia ist eine in Turin geborene Studentin und ehemalige Tänzerin. Nachdem sie ihr erstes Diplom mit einer Abschlussarbeit über das polyglotte Gehirn erlangt hat, schrieb sie sich an der Fakultät für Mediationslinguistik ein. Sie liebt es zu schreiben, Konzerte zu besuchen, mit Katzen zu kuscheln, zu reisen und versucht noch herauszufinden, welche ihre Lieblingssprache ist.