Für bessere Texte: 6 Tipps zum Lösen von Schreibblockaden

Mit diesen sechs Tipps lassen sich sowohl Schreibblockaden lösen als auch überflüssige Worthülsen vermeiden – so wird dein Bewerbungs-Essay garantiert ein Erfolg.

Ob Essays, Briefe, Bewerbungs- und Motivationsschreiben, E-Mails, Dissertationen oder Abschluss- und Seminararbeiten – manchmal erscheint ein prägnanter Einstieg in den Text schwieriger als er eigentlich ist. Auch wenn uns häufig Abgabefristen und inhaltliche Vorgaben im Nacken sitzen, sollten wir daher eine Reihe einfacher, aber essenzieller Regeln beachten. Wenn du diese berücksichtigst, lässt sich deine Schreibblockade lösen und du verbesserst automatisch auch deine Texte.

1) Die Fragestellung

Was selbstverständlich erscheint, sollte nicht unterschätzt werden. Häufig denken wir, dass es genügt, kurze und knappe Fragestellungen einfach schnell zu überfliegen. Doch weit gefehlt: Du möchtest dir beim Schreiben möglichst viel Zeit nehmen? Dann tu das auch beim Lesen jeder auch noch so kurzen Fragestellung (nimm dir dafür deutlich mehr als nur 30-40 Sekunden). Denn in der Frage liegt die Antwort. In diesen zwei, drei Zeilen ist bereits alles versteckt, was du brauchst. Manchmal hilft es zur Überwindung der Schreibblockade bereits, sich intensiv mit der Frage auseinanderzusetzen. 

2) Die Länge

In seltenen Fällen gibt es in Bezug auf die Textlänge oder die Anzahl der Wörter keine Vorgaben. Viel häufiger ist aber gerade das der Fall und dann gilt es, sich unbedingt daran zu halten.

Zwar wird höchstwahrscheinlich niemand sich die Mühe machen, jedes einzelne Wort in deinem Text zu zählen. Sollte es allerdings doch dazu kommen, dann macht es immer einen besseren Eindruck, wenn du die Vorgaben ernst genommen hast.

Für gewöhnlich gilt bei Vorgabe einer maximalen Wortzahl ein Toleranzwert von zehn Prozent unter oder über der angegebenen Wortzahl.

Wird dir hingegen eine ungefähre Anzahl wie beispielsweise 150-200 Wörter vorgegeben, so gilt folgende Regel: Schreibe nicht weniger als 150 und nicht mehr als 200 Wörter. In diesem Fall wurde dir bereits ein relativ großzügiger Toleranzrahmen gewährt. Achte daher unbedingt darauf, diesen auch einzuhalten. Denn sehr wahrscheinlich werden alle Aufsätze, in denen diese erste und wichtige Vorgabe missachtet wurde, sofort aussortiert.

Wenn du also merkst, zu viel geschrieben zu haben, dann kürze überflüssige Passagen heraus. Hast du allerdings zu wenig aufs Blatt gebracht, dann achte vor allem darauf, deinen Text nicht mit unnötigen Details oder Paraphrasen „aufzublasen“– das fällt sofort auf und wirft kein gutes Licht auf dich. Erweitere in diesem Fall lieber deine Argumentation um einen weiteren Punkt, denn so zeigst du, dass du noch etwas zu sagen hast.

Nimm dir, wenn nötig, genug Zeit zum Nachdenken und schöpfe so das volle Potential der dir zur Verfügung stehenden Zeilen aus. Keine Sorge, die guten Ideen werden nicht lang auf sich warten lassen.

3) Zielgruppe, Wortwahl und Stil

Hast du einmal verstanden, was und (wenigstens ungefähr) wie viel du schreiben sollst, dann ist es vor allem wichtig, dir über deine Zielgruppe Gedanken zu machen.

Richtest du dich an eine Einzelperson oder an eine Kommission? Welche Form ist angebracht? Solltest du dich besser einfach oder gewählt ausdrücken? Und der Stil? Sehr gehoben oder passt auch eine etwas umgangssprachliche Schreibweise?

Hast du noch keine Antwort auf all diese Fragen, dann solltest du auf keinen Fall mit dem Schreiben beginnen. Manchmal kommt es vor, dass wir nicht genau sagen können, wer unseren Text liest und ob es eine oder mehrere Personen sind. Aber auch, wenn du die Namen und Gesichter der Lesenden nicht kennst, solltest du dir wenigstens ein vages Bild von deinem Zielpublikum machen. Denn nur so wirst du die richtigen Worte finden und einen angemessenen Ton treffen.

Für gewöhnlich gilt hier folgende Regel: Wenn du dir über das angemessene Register nicht im Klaren bist (vor allem bei geschriebenen Texten), so ist es besser, eher etwas formeller zu bleiben und somit den Lesenden, wer auch immer diese sein mögen, Respekt zu zollen. Achte allerdings darauf, es nicht zu übertreiben. Denn nichts ist schlimmer, als „zu viel des Guten“!

4) Die Struktur

Ein Aspekt, der nahezu allen Sprachlehrer*innen, die ich im Laufe meines Lebens kennengelernt habe, besonders wichtig war, ist die Struktur, die ein Text unbedingt aufweisen muss, um kohärent und schlüssig zu sein. Es scheint, als lege man hierauf im englischen und französischen Sprachraum besonders viel Wert – aber wenn wir mal ehrlich sind, wem gefallen schon Texte, die weder Hand noch Fuß haben?

Trotz gleicher formaler Korrektheit und vergleichbar interessanten Inhalten wirst du deine Leserschaft mit einem sauberen und ordentlich strukturierten Essay (Einleitung-Hauptteil-Fazit) immer weitaus leichter überzeugen und für dich gewinnen.

Gliederungen, Absätze, Konnektoren, Punktsetzung und Synonyme sind dabei deine treuesten Begleiter.

5) Die Beispiele

Fällt dir kein treffendes Beispiel ein, so musst du nicht krampfhaft danach suchen. Eines ist jedoch klar: Selbst eine gute Argumentation kann nur schwerlich mit einem von konkreten Beispielen untermauerten, fundierten Text mithalten – insbesondere, wenn es sich bei den Beispielen um persönliche Erfahrungen handelt. Sorge also dafür, dass dein Text in Erinnerung bleibt. Oft sind es schon die kleinen Details wie ein originelles und treffendes Beispiel, die den Unterschied machen.

6) Wie rückst du dich ins richtige Licht?

Laut dem Linguisten Roman Jakobson ist eine der sechs Funktionen der Sprache die sogenannte konative oder auch appellative Sprachfunktion. Sie ist dafür da, das Zielpublikum zu überzeugen. Doch wie oft kommt es vor, dass wir wirklich mit diesem Ziel vor Augen sprechen oder schreiben? Auch wenn wir es vielleicht nicht vermuten, überraschend oft. Der tatsächliche Erfolg unseres konativen Sprech- oder Schreibaktes hängt allerdings von uns selbst ab und davon, wie wir die Sprache einsetzen.

Gilt es also, einen überzeugenden Text zu verfassen, so sind längst nicht nur die Struktur oder die Wortzahl entscheidend – es ist vielmehr unsere allgemeine Einstellung, mit der wir die Wirkung des Textes beeinflussen. Bist du auf einem bestimmten Gebiet besonders gut oder hast etwas erreicht, worauf du stolz bist und möchtest das erwähnen, dann mach oder vielmehr schreib das ruhig. Wichtig ist nur, dass du dabei immer bescheiden bleibst und niemals das Gefühl vermittelst, bereits „alles“ erreicht zu haben. Denn dass die Klassenbesten und Altklugen sich nicht der größten Sympathie erfreuen, braucht hier wohl kaum erwähnt zu werden.

Verbanne außerdem alle Grammatik- oder Rechtschreibfehler und geh deinen Text bis zum Umfallen durch.

Behalte immer die Aufgabestellung im Blick, wähle Worte und Register mit Bedacht, feile an der Form und lass etwas Persönliches einfließen – alles nichts, was sich nicht mit ein wenig Ruhe und Konzentration perfekt umsetzen ließe!

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