Die Schule der britischen Akzente: der West Country Akzent

Reise mit uns ins West Country und lerne die Basics, um dich unauffällig unter die Einheimischen zu mischen!

Das nächste Mal, wenn du das übliche „Hello, how are you?“ („Hallo, wie geht’s?”) ein bisschen aufpeppen möchtest, könntest du dein Gegenüber zum Beispiel mit „Alright, me’ansum?“ begrüßen. Keine Frage: Der West Country Akzent gehört zu den Akzenten in Großbritannien, die echt gert lush („toll”) sind.

Du fragst dich gerade, wo auf der Landkarte du das West Country überhaupt findest? Dieser Teil Englands liegt im Südwesten des Landes, unterhalb von Wales. Dazu gehören unter anderem Bristol, Cornwall, Devon, Dorset, Gloucestershire, Somerset und Wiltshire. Allerdings weiß niemand so genau, wo die Grenzen verlaufen, da sie nie offiziell festgelegt wurden. Das wohl berühmteste Wahrzeichen der Region ist Stonehenge und auch die Nationalparks Dartmoor und Exmoor liegen im West Country.

Aber genug Geografie für heute – du bist schließlich hier, um mehr über das West Country Englisch zu erfahren! Tauchen wir also ein in die Geschichte dieses Akzents und schauen uns an, wer ihn heute noch spricht, und mit welchen Ausdrücken und Redewendungen du klingst, als würdest du direkt aus Cornwall kommen.

Die Ursprünge des West Country Akzents

Der West Country Akzent lässt sich auf unterschiedliche westsächsische Dialekte zurückführen, aus denen im Mittelalter schließlich das Altenglisch hervorgegangen ist. Manche Fachleute glauben sogar, dass sich die Akzente verschiedener sächsischer Stämme immer noch in den feinen Unterschieden zwischen den Akzenten einzelner Städte im West Country widerspiegeln.

Dieser Einfluss der Sachsen zeigt sich zum Beispiel in den einfachsten Verben, wie in „I be“ anstelle des standardenglischen „I am“ („Ich bin”). Und nein: Das ist kein Fehler. Vielmehr zeigt das Beispiel, wie das Verb „to be“ im Altenglischen konjugiert wird. Auch wenn sie heute kaum noch verwendet wird, ist die Form bist statt „(you) are“ ebenfalls ein Merkmal des West Country-Dialekts.

Na, kommt dir das Wörtchen bekannt vor? … Und auch „I be“ entspricht in seiner Form dem deutschen „Ich bin”. Der West Country-Dialekt veranschaulicht also schön, dass Englisch und Deutsch aus derselben, von den Sachsen beeinflussten Sprachfamilie stammen, selbst wenn Deutsch für Englischsprechende ganz schön fremd aussieht.

Warum aber ist der West Country-Dialekt selbst heute noch so anders? Das hat geografische Gründe: Die Region ist relativ isoliert – es gab im Laufe der Jahrhunderte also kaum sprachliche Einflüsse von außen. Deshalb wird der Akzent auch oft mit Landwirtschaft und Seefahrt in Verbindung gebracht. Beides sind traditionelle Wirtschaftszweige in der Region, die die sprachliche Isolation weiter verstärkt haben. So sehr sogar, dass die Fischerei den West Country Akzent zur Grundlage des typischen „Piraten-Slang“ machte.

Hör dir ein paar typische West Country Akzente an

Der West Country-Akzent gilt als wohlklingend, wegen seiner Nähe zur Landwirtschaft allerdings als nicht besonders gebildet. Deshalb gibt es heute auch nicht mehr viele Schauspielende oder VIPs, die sich ihren lieblichen West Country-Tonfall bewahrt haben.

Zum Beispiel David Prowse, der in der Star Wars-Trilogie Darth Vader gespielt hat. Er sah toll in dem schwarzen Ganzkörperanzug aus. Aber sein starker Bristol-Akzent galt als zu befremdlich und bizarr für das Kinopublikum, weshalb man seinen Text von der Schauspiellegende James Earl Jones synchronisieren ließ.

Eine bekannte Persönlichkeit, die ihren West Country Akzent nicht verheimlicht, ist dagegen der beliebte britische Comedian Stephen Merchant, der immer wieder mit Bravour beweist, wie witzig die Menschen im West Country sind.

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Typische Ausdrücke aus dem West Country

Glaubst du, du hast das Zeug dazu, den samtweichen West Country-Akzent zu meistern? Dann versuch es mal mit den folgenden Ausdrücken. Und ehe du dich versiehst, wirst du unter den Locals im Pub gar nicht mehr auffallen.

Alright me’ansum?“ und „Alright me’luvver?“

Übersetzung ins Englische:Hello, how are you?“ (wörtlich: „Alright, my handsome?“ / „Alright, my lover?“ – „Hallo, wie geht’s?”)

Wann benutzt du den Ausdruck? Diese beliebte Grußformel hörst du im gesamten West Country. Der Ausdruck me’ansum wird für enge männliche Freunde und Bekannte benutzt, während du mit me’luvver oder me’luv Freundinnen, Nachbarinnen oder enge Kolleginnen begrüßt. Diese Begrüßungen drücken Nähe und Zuneigung der grüßenden Person aus. Und glaube mir: Es kommt wahrlich nicht jede:r in den Genuss dieser Anrede! Wenn dich also jemand mit me’ansum oder me’luvver begrüßt, weißt du, dass du den Respekt und die Bewunderung dieser Person wahrlich und für alle Zeit gewonnen hast.

Ideal“ und „Proper job!“

Übersetzung ins Englische: „Very good!“ (wörtlich: „It was ideal“ oder „It was a proper job“, wie bei „job done well“, verwendet wie „sehr gut”, „toll”)

Wann benutzt du den Ausdruck? Mit diesen beiden Ausdrücken, die im Übrigen in jeder beliebigen Situation und in den unterschiedlichsten Kontexten eingesetzt werden können, zeigen die Menschen im West Country, dass sie glücklich oder zufrieden mit etwas sind. Beispiel: Jemand fragt dich, ob du diesen Cider magst: „You‘re loving the taste of that cider?“ „Proper job!“ Oder du hast gerade herausgefunden, dass der Pulli, den du unbedingt haben willst, jetzt im Sale ist. Dann sagst du ganz lapidar: „Ideal“. Wie das Ausrufezeichen erahnen lässt, wird „proper job!“ mit etwas mehr Pepp gesagt, während „ideal“ deine Zufriedenheit kurz und knapp zum Ausdruck bringt.

Es gibt aber lokale Feinheiten: „Proper job!“ ist in den ländlichen Gegenden von Devon, Cornwall und Somerset beliebter, „ideal“ hörst du häufiger im städtischen Raum.

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Grockels“ (wird auch „grockle“ geschrieben)

Übersetzung ins Englische:tourists

Wann benutzt du den Ausdruck? Das West Country ist bei Tourist:innen enorm beliebt. Jedes Jahr im Sommer überschwemmen Besuchende aus aller Welt die Region mit dem Ziel, an den palmengesäumten Stränden ihren köstlichen Cider zu schlürfen. Und auch wenn sich die meisten Tourist:innen natürlich 1a benehmen und total nett sind, gibt es immer wieder kleine Gruppen, die einfach nicht verstehen, wie die Gezeiten funktionieren, oder die die unverzeihliche Sünde begehen, ihren Cream Tea nicht protokollgemäß zu verzehren: Denn in Devon sollte man zuerst die Sahne auf den Scone geben und dann die Marmelade, während es in Cornwall erst die Marmelade und dann die Sahne ist). Etwas, das die armen Einheimischen einfach nicht fassen können.

Diese personae non gratae werden „grockels“ genannt (ähnlich wie die gringos in den USA) und dieser scherzhafte Begriff kennzeichnet Tourist:innen direkt als Außenseiter:innen. Du fragst dich gerade, ob du auch ein „grockel“ bist? Bist du jemals im Meer in einem aufblasbaren Schwimmring steckengeblieben? Nein? Dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen …

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David Sumner

David Sumner kommt aus einer kleinen Küstenstadt in Devon (dem Teil von England, der so ländlich ist, dass er Tolkiens Auenland in den Schatten stellt) und lebt seit 2010 in Berlin. Nachdem er seinen Master in Politikwissenschaft an der Universität Potsdam absolviert hatte, fing er bei Babbel an, um seine Probleme mit dem und Einblicke in das Sprachenlernen zu teilen. Wenn er nicht gerade den Döner-angetriebenen Berliner Traum lebt, geht er zu isländischem Keyboardrock ab, spielt Drums wie Tier von den Muppets und flieht so oft er kann in die Alpen.

David Sumner kommt aus einer kleinen Küstenstadt in Devon (dem Teil von England, der so ländlich ist, dass er Tolkiens Auenland in den Schatten stellt) und lebt seit 2010 in Berlin. Nachdem er seinen Master in Politikwissenschaft an der Universität Potsdam absolviert hatte, fing er bei Babbel an, um seine Probleme mit dem und Einblicke in das Sprachenlernen zu teilen. Wenn er nicht gerade den Döner-angetriebenen Berliner Traum lebt, geht er zu isländischem Keyboardrock ab, spielt Drums wie Tier von den Muppets und flieht so oft er kann in die Alpen.