Black History Month weltweit: Daten, Hintergründe und gibt es ihn eigentlich auch in Deutschland?

Warum der Black History Month an unterschiedlichen Daten „gefeiert” wird und welche Rolle er in Deutschland spielt, erfährst du hier.
Gruppe an jungen Menschen zum Thema Black History Month

Eines gleich mal zu Beginn: Schwarze Geschichte sollte nicht nur zum Black History Month eine Bühne bekommen. Trotzdem war und ist es der erste Schritt in die richtige Richtung, nämlich Schwarze Communities zu vernetzen und zu stärken und Schwarzer Geschichte, Kultur und ihren Vertretenden in der breiten Öffentlichkeit Platz zu geben. Warum wird jedoch in verschiedenen Ländern dieser Anlass zu unterschiedlichen Daten „gefeiert”? Vor allem in den USA, Kanada und Großbritannien wird schon lange an Schwarze Geschichte erinnert. In Deutschland bekommt dieser Anlass und seine Bedeutung erst langsam mehr Aufmerksamkeit. 

Hier erfährst du alles zum Black History Month weltweit.

Warum gibt es den Black History Month?

Der Black History Month soll Schwarzen Menschen mehr Raum in der Öffentlichkeit einräumen, Narrative neu-schreiben und Geschichte und Lebensrealitäten sichtbar machen. Das kann auf unterschiedlichste Weisen passieren – beispielsweise durch Lesungen, Workshops, Ausstellungen, Diskussionsrunden, Filmvorführungen und vieles weiteres. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den meisten anderen Ländern mit einer weißen Mehrheitsgesellschaft, wird der Schwarze Einfluss auf die Geschichte, Traditionen und Kultur gerne „übersehen”.

Jegliche „nicht-weiße” Teile der Geschichte sowie auch dem nicht-weißen Weltgeschehen wird in diesen Ländern oft nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ein passendes Beispiel hierzu ist die Darstellung von Christopher Columbus als erfolgreichen Weltenbummler und Entdecker. Nicht erwähnt wird im Gegenzug, dass er maßgeblich an Kolonialismus und Sklavenhandel beteiligt war, der durch Entmenschlichung der indigenen Bevölkerung vorangetrieben wurde. Verfälschte Darstellungen wie diese gibt es unzählige.

Geschichten, die bisher an den Rand gedrängt wurden, sollen also im Black History Month endlich ihren verdienten Platz finden, genauso wie strukturelle Probleme und Rassismuserfahrungen. Diese Hürden und Erlebnisse sind für Schwarze Communities alltäglich, ganz im Gegensatz zur (weißen) Mehrheitsgesellschaft. Dadurch rücken diese Lebensrealitäten oft in den Hintergrund.

Mit dem Black History Month soll Jahr für Jahr ein erneuter Versuch gestartet werden, Geschehenes neu zu reflektieren und Realitäten entsprechend zu erzählen.

Black History Month in den USA und Kanada

Zeitraum: Februar

Der Black History Month hat seine Ursprünge in den USA. Bereits in den 1910er und 20er Jahren gab es vergleichbare Bewegungen wie die Harlem Renaissance – eine Epoche, die den Weg für die Bürger:innenrechtsbewegung der 1950er und 60er Jahre rund um Martin Luther King Jr. geebnet hat. Wichtige Vertretende dieser Zeit waren beispielsweise Zora Neal Hurston, Nella Larsen und James Baldwin.

Der Black History Month findet in den USA und Kanada im Monat Februar statt und entwickelte sich aus der Black History Week (Name von der Redaktion überarbeitet), die zum ersten Mal 1926 und immer in der zweiten Februarwoche stattfand. Im Februar wurden wichtige Vertreter Schwarzer Geschichte wie Abraham Lincoln, Frederick Douglass und Langston Hughes geboren, deren Geburtstage schon zuvor von Schwarzen Communities gemeinsam gefeiert wurden. Diese Personen spielten eine wichtige Rolle bei der Abschaffung der Sklaverei.

Der erste offizielle Black History Month fand 1970 an der Kent State University im US-Bundesstaat Ohio statt. Initiiert wurde dieser von Carter G. Woodson, der dadurch die afroamerikanische Geschichte auch der breiten Öffentlichkeit näherbringen wollte. Zu dieser Zeit wurden weder die Geschichte noch die Kultur der Schwarzen Bevölkerung in Geschichtsbüchern behandelt.

If a race has no history, it has no worthwhile tradition, it becomes a negligible factor in the thought of the world, and it stands in danger of being exterminated.”

Carter G. Woodson

Dieses Zitat des Historikers bedeutet grob übersetzt so viel wie: „Wenn eine ‘Race’ keine Geschichte hat, dann hat sie keine lohnende Tradition. Sie wird zu einem vernachlässigbaren Faktor im Denken der Welt, und es besteht die Gefahr, dass sie ausgelöscht wird.”

Anmerkung: Aus Mangel an gleichbedeutenden Begriffen im Deutschen wird „Race” aus dem Englischen übernommen. Der Begriff „Rasse” kategorisiert biologisch (wie beispielsweise bei Tierrassen), beim Begriff „Race” geht es um das menschengemachte, gesellschaftliche Phänomen.

1976 wurde der Black History Month offiziell anerkannt und von einer Woche zu einem gesamten Monat ausgeweitet. Der damalige US-Präsident Gerald Ford hat anlässlich der Zweihundertjahrfeier der Vereinigten Staaten den Black History Month, kurz BHM, ausgerufen. Er forderte amerikanische Einwohnende auf, „die Gelegenheit zu nutzen, um die viel zu oft vernachlässigten Leistungen Schwarzer Amerikaner:innen in allen Bereichen unserer Geschichte zu würdigen”.

Der BHM stieß vor allem in Schwarzen Communities auf begeisterte Resonanz, führte zur Bildung verschiedenster Clubs und Vereinigungen und regte allgemein Interesse an. Seitdem hat jeder US-Präsident den Februar offiziell zum Black History Month erklärt.

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Black History Month in Deutschland

Zeitraum: Februar

Der Black History Month findet in Deutschland hauptsächlich in Berlin und anderen Großstädten statt und ist vor allem für die Schwarze deutsche Community zu einem Fixpunkt geworden.

1990 hat die Initiative Schwarze Deutsche (ISD) zum ersten Mal einen Black History „Month” in Berlin organisiert, der etwa eine Woche dauerte. Gemeinsam mit anderen Organisationen wurden damals kulturelle, politische und intellektuelle Veranstaltungen organisiert, bei denen People of Color aus unterschiedlichen Ländern, Schwarze Deutsche, afroamerikanische Menschen und viele weitere Wissen produzierten und verbreiteten.

Teilnehmende wurden über die Vielfalt der afrikanischen Diaspora-Geschichte in Europa (und anderswo) informiert. Zusätzlich wurde Licht ins Dunkel der deutschen Kolonialgeschichte auf dem afrikanischen Kontinent gebracht, die trotz ihrer verheerenden Folgen verhältnismäßig unsichtbar ist und kaum in Geschichtsbüchern auftaucht.

Schon bald breitete sich dieses Konzept auf mehrere Wochen und in andere Städte wie Hamburg, Frankfurt und München aus, wo öffentlich Raum für Schwarzes Denken beansprucht und so bewusst ein Statement gegen das Schweigen Deutschlands in dieser Hinsicht gesetzt wurde.

Menschen aus vielen unterschiedlichen Hintergründen kamen so zusammen und solidarisierten sich. Dadurch konnten Lebensrealitäten thematisiert, Ziele und Perspektiven kreiert sowie gemeinschaftlich Ansprüche gestellt werden.

2001 wurde der BHM aus unterschiedlichen Gründen eingestellt, unter anderem auch aufgrund der Finanzierung. Erst 2009 wurde erneut ein Black History Month veranstaltet, dieses Mal vom Institut für Kulturdiplomatie und der Bundeszentrale für politische Bildung. Heute schließen sich verschiedene Organisationen zusammen, um Schwarze und Schwarz-deutsche Geschichte sichtbar zu machen. Auch wird ein großer Fokus auf Kulturschaffende gelegt, die einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten.

Black History Month in Großbritannien

Zeitraum: Oktober

Zum ersten Mal fand der BHM in Großbritannien im Oktober 1987 unter der Leitung des ghanaischen Analysten Akyaaba Addai-Sebo statt. Er war als Koordinator für Sonderprojekte für den Greater London Council (GLC) tätig und machte auf die Notwendigkeit dieses Monats aufmerksam. Sein Plan war, Beiträge von Menschen aus Afrika, Asien und der Karibik zum wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben Großbritanniens zu würdigen.

Das erste Event, aus dem dann der Black History Month entstand, war ein Besuch des US-Amerikaners Dr. Maulana Karenga, der den Beitrag Schwarzer Personen im Laufe der Geschichte ehren wollte. Vermutlich fiel diese Veranstaltung auf den Oktober, da dies der erste ganze Monat des Schuljahres ist. Daraufhin wurde in immer mehr Teilen Großbritanniens Oktober als Black History Month erklärt.

Black History Month in anderen Ländern

Irland

Irland, genauer gesagt zuerst Cork, hat 2010 einen Black History Month ins Leben gerufen. 2014 wurde der BHM dann auch landesweit „gefeiert”. Doch warum hat dieser ausgerechnet in Cork seine Ursprünge? Zu Zeiten des transatlantischen Sklavenhandels wurde die Stadt zu einer Art Hochburg für den Abolitionismus und wurde von einer Reihe von ehemals versklavten Menschen besucht, die für die Abschaffung kämpften – so zum Beispiel auch Frederick Douglass, dessen Reden und Kämpfe dort starken Einfluss hatten.

Die Veranstaltungen finden im Oktober statt.

Niederlande

In den Niederlanden Black Achievement Month genannt, wird seit 2015 jährlich im Oktober Kultur aus der Schwarzen Diaspora mit Theater, Tanz, Lesungen und anderen kulturellen Veranstaltungen geehrt und vorgestellt.

Diese finden in Kulturzentren quer durchs Land, wie beispielsweise in Leiden, Utrecht, Middelburg, Almere, Den Haag, Rotterdam und Amsterdam statt.

Ursprünglich initiiert vom ehemaligen Politiker John Leerdam entstand der BAM in Zusammenarbeit mit dem National Institute for the Study of Dutch Slavery and its Legacy. Seitdem hat sich der BAM zu einer Veranstaltung entwickelt, die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der afrikanischen Diaspora miteinander verbindet.

Es werden außerdem zahlreiche Verbindungen zur afrikanischen Diaspora weltweit gehalten, vor allem in den ehemaligen niederländischen Kolonien.

Italien

Florenz rief 2016 den Black History Month Florenz (BHMF) ins Leben, um die Geschichten der Diaspora in Italien zu „feiern”. Im Jahr 2018 wurde Bologna mit dem Black History Month Bologna zur zweiten italienischen Stadt, die während des Monats Veranstaltungen anbietet, später folgten auch Rom und andere Städte.

Die Initiative BHMF setzt sich zum Ziel, die Kulturen der afrikanischen Diaspora-Communitys in Florenz und ganz Italien hervorzuheben, wobei die wichtigsten Veranstaltungen im Februar stattfinden. 2021 gab es eine Kooperation mit den berühmten Uffizien-Galerien in Florenz, die eine virtuelle Ausstellung anboten. Der Fokus lag auf der Präsenz Schwarzer Figuren in Gemälden der Renaissance und deren Kontextualisierung. 

„Schwarz” wird in diesem Artikel (wie in der politischen Selbstbezeichnung) großgeschrieben, da es sich dabei nicht um eine reelle oder biologische „Eigenschaft” handelt. Vielmehr bezeichnet es eine von Rassismus betroffene menschengemachte gesellschaftliche Position.

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